Es gibt diese Torten, die zur falschen Zeit am falschen Ort auf den Tisch gestellt werden.
Ihr kennt das – man hatte eine wunderbare Vorspeise, einen herrlichen Hauptgang mit den jeweils passenden Weinen dazu. Und NATÜRLICH hat man von ALLEM etwas zu viel gegessen und getrunken. Schließlich ist ja heute Cheating-Day – oder auf gut Deutsch: heute kenne ich kein Maß!!!! Das war jetzt zwar ein Ausflug zu den Diät-Geplagten, doch ich glaube, wir alle kennen diese Tage. Ich habe auch ganz oft ein paar davon hintereinander.
Irgendwann kommt dann der Moment, in dem jemand sagt: „Ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen!“. Das ist das Startsignal für den Gastgeber, auch den Nachtisch auf zu tischen.
In dem Fall war es so, dass wir bei meiner lieben Mutter eingeladen waren. Und nicht nur wir – insgesamt waren wir zehn Erwachsene und drei Kinder. Mein 17-jähriger Neffe wird mir verzeihen, dass ich ihn noch als Kind gezählt habe. Ja und da gibt es halt noch diese gute, im positiven Sinne alte, Hausmannskost. Ich könnte mich jedes Mal in die Soßen meiner Mutter reinlegen.
In solchen Momenten wünsche ich mir, als Brot auf die Welt gekommen zu sein.
Dann könnte ich die Soßen einfach aufsaugen und nie mehr hergeben. Und dann der erste Bissen in das zarte Fleisch – wenn die verschiedenen, allzu bekannten, wohl vertrauten Gewürze auf einmal die Geschmacksknospen wecken. Einfach herrlich!!! Doch ich schweife mal wieder ab.
Wir waren beim Kaffee – als ich dann die Torte auf den Tisch stellte. Zugegeben, sie imponiert allein schon durch die Höhe. Meine Güte war ich stolz, dass alles so toll geklappt hatte. Und wie immer, wenn man etwas Neues ausprobiert, ist man extremst gespannt, was das Testpublikum zum Werk sagt.
Doch das Einzige was ich hörte, war ein leichtes Raunen. Aber jetzt nicht so eines, das dann nahtlos in entzückte Jubelschreie über geht. Nein, es war eines jener Raunen, die einfach so abklingen.
Tja – und da stand sie nun – diese mächtige, prächtige Torte. Es fielen Sätze wie „Sieht die toll aus.“ – „Och nein – ich kann aber jetzt kein ganzes Stück essen.“ – „Oh Gott – was ist denn das?“ (an der Stelle habe ich mir eine Antwort verkniffen – auf der Zunge lag mir ja „Ein Mett-Bällchen“).
Schwamm drüber – die Torte ist wirklich lecker und sieht mega aus. Was ein zu voller Bauch aus macht. Ich gestehe – mir ging es ja genauso. Erst am nächsten Tag konnte ich ein Stück davon genießen. Am „Anschneidetag“ habe ich gerade einmal etwas von der Füllung und ein Stück vom Gewürzboden probiert.
Das Rezept gehört ja in die Kategorie der etwas aufwändigeren Torten. Ihr müsst (wenn ihr euch an mein Rezept haltet) allein zwei unterschiedliche Böden herstellen. Einen etwas würzigeren, dunklen Boden und einen klassischen Biskuit. Das ist zwar kein Muss – aber ich wollte von den Böden her unterschiedliche Strukturen und Geschmacksrichtungen haben. Zudem war ich von der Höhe des dunkeln Bodens etwas enttäuscht und wollte noch für etwas zusätzliche Höhe sorgen.
Aber das ist ja auch das Gute an einem Rezept – man kann es fast immer nach unten oder oben abändern. Wenn sich bei euch also der dunkle Boden locker in drei Böden teilen lässt – lasst einfach den hellen Boden weg.
A propos Rezept – hier geht es nun endlich weiter zum Rezept.
Zutaten:
Für den dunklen, würzigen Boden:
150 gr. Vollmilch-Kuvertüre (100 gr. für den Boden – 50 gr. zum Einstreichen)
6 Eier
150 gr. weiche Butter
150 gr. Zucker (2 x 75 gr. für den Boden und das Eiweiß)
150 gr. gemahlene Mandeln
75 gr. Mehl
10 gr. Gewürze (Lebkuchengewürz oder nach eurem Geschmack – Zimt, Nelken)
4 EL Apfelsaft (um ihn später zu beträufeln)
Für den hellen Boden:
4 Eier
130 gr. Zucker
130 gr. Mehl
¼ Päckchen Backpulver (4 gr.)
Für die Apfelfüllung:
30 gr. Mandelstifte
4 Äpfel
100 gr. Zucker
50 gr. Rosinen
Für die Apfel-Sahne-Füllung:
3 Blatt Gelatine
500 gr. Schlagsahne
30 gr. Zucker
300 gr. Apfelmus
1 Prise Zimt
50 ml Apfelsaft
Zum Eindecken:
Eine Marzipanplatte
Etwas Kakao zum Bestäuben
200 gr. Schlagsahne
Die Reste der Böden (zerbröselt und in der Pfanne getrocknet)
Ihr benötigt des Weiteren:
26er Springform (am Besten zwei)
Backpapier
Ofen vorgeheizt auf 180°C (Ober-/Unterhitze)
Zur Deko:
Getrocknete Apfelringe
Herstellung:
Zuerst macht ihr den dunklen Boden. Die 26er Springform mit Backpapier auslegen und erst einmal 100 gr. der Kuvertüre schmelzen und auf der Seite etwas abkühlen lassen. Bitte im Wasserbad – wird die Schokolade zu heiß, setzt sich der Zucker ab.
Von den sechs Eiern trennt ihr vier.
In einer separaten Schüssel mischt ihr das Mehl, die Mandeln und eure Gewürze.
Schlagt die Butter mit 75 gr. des Zuckers richtig schaumig. Zieht dann nach und nach die Eier und Eigelbe unter. Hierbei schön Zeit lassen, bis jedes Ei eingearbeitet ist.
Zieht dann die leicht abgekühlte Kuvertüre unter.
Schlagt die Eiweiß mit dem restlichen Zucker (75 gr.) steif.
Jetzt könnt ihr mit einem Spatel nach und nach das Mehl/Gewürz-Gemisch und das Eiweiß unterziehen.
Den Boden bei 180°C Ober-/Unterhitze für 40-50 Minuten backen – Stäbchenprobe!!!!!
Für die Apfel-Füllung schält, entkernt und würfelt ihr die Äpfel. In einer Pfanne bei mittlerer bis kleiner Hitze schmelzt ihr dann den Zucker. Ist er leicht bräunlich gebt ihr die Äpfel mit den Mandelstiften und den Rosinen dazu. Lasst das Ganze dann schön köcheln – aber natürlich nicht zu dolle. Der karamellisierte Zucker löst sich durch den Saft aus den Äpfeln wieder auf. Alles zusammen sollte eine „schlonzige“ Konsistenz bekommen. Später in der Torte darf nicht so viel Flüssigkeit austreten. Also lieber etwas länger köcheln lassen, bis ihr das Gefühl habt, dass die ganze Flüssigkeit wieder aufgesaugt wurde bzw. verdampft ist. Gebt die Füllung dann auf ein Backpapier zum Abkühlen.
Jetzt könnt ihr euch an den hellen Boden machen. Bei mir war es so, dass der dunkle Boden fertig war, als ich mit der Apfelfüllung fertig war. Dann habt ihr auch (falls ihr nicht mit zwei Springformen arbeitet) wieder eine Springform frei.
Dann macht ihr jetzt den hellen Zwischenboden.
Die Eier mit dem Zucker lange schaumig aufschlagen – das Volumen sollte sich deutlich (dreifach) erhöhen. Das Mehl mit dem Backpulver mischen und darüber sieben. Mit einem Spatel vorsichtig unterheben. Im Ofen bei 180°C für 35-40 Minuten (Stäbchenprobe) backen.
Kleiner Zwischenstand: Euer dunkler Boden kühlt weiter aus, die Apfelfüllung ist fertig und der zweite Boden ist im Ofen. Zeit für eine kleine Pause (bei mir heißt das immer: Küchenchaos erst einmal beseitigen).
Macht erst weiter, wenn der zweite (helle) Boden fertig und abgekühlt ist.
Den dunklen Boden begradigen und teilen. Den hellen Boden begradigen und auf die gleiche Höhe wie den dunklen Boden bringen. Die Reste nicht allzu weit wegstellen – ich habe die beim Eindecken in die Sahne gebröselt (nachdem ich sie in eine Pfanne gebröselt hab und bei leichter Hitze die Feuchtigkeit entzogen habe).
Weiter geht es mit der Füllung. Die Gelatine in kaltes Wasser legen und mindestens 10 Minuten einweichen. Schlagt die Sahne (500 gr.) mit dem Zucker (30r.) steif. Den Apfelmus mit dem Zimt und der steif geschlagenen Sahne mischen.
Die Gelatine jetzt ausdrücken und bei sehr niedriger Temperatur zusammen mit dem Apfelsaft schmelzen. Dann alles in die Mischung geben und mit einem Schneebesen gründlich vermischen. Sonst gibt es nachher Stellen, die nicht fest werden.
Jetzt die restliche Kuvertüre (50 gr.) schmelzen.
Dann kann jetzt das Zusammensetzen beginnen.
Auf den untersten Boden die Kuvertüre geben und ordentlich verstreichen.
Nehmt jetzt einen Tortenring. Auf die Kuvertüre den Apfelsaft (2 EL) träufeln und die Apfelmischung geben. Lasst einen Rand für die Füllung – sonst drückt sie aus der Torte raus.
Darauf kommt jetzt die Hälfte der Sahne-Apfel-Füllung. Darauf dann den hellen Boden (mit den restlichen 2 EL Apfelsaft beträufeln) und die zweite Hälfte der Sahne-Apfel-Füllung. Zuletzt die zweite Hälfte des dunklen Boden.
Lasst jetzt die Torte im Kühlschrank (am besten über Nacht) für mindestens vier Stunden fest werden.
Wie gesagt – aus den Resten der Böden habe ich in einer Pfanne Brösel gemacht. Zum Eindecken die Sahne (200 gr.) steif schlagen und die Brösel unterheben.
Damit dann die Torte einstreichen und wieder kalt stellen.
Vor dem Servieren (oder dem Transport):
Da ich etwas faul war habe ich es mir einfach gemacht und eine fertige Marzipandecke gekauft. Diese auf die Torte legen und mit Kakao bestreuen.
Als Deko habe ich getrocknete Apfelringe genommen.
Und schon habt ihr eine genauso mächtige wie leckere Torte. Zugegeben – das hört sich alles eher nach Wintertorte an. Aber glaubt mir – sie schmeckt auch im Frühling.
Liebs Grüßle
Euer Robby(licious)
Hihi, ein sehr leckeres „Mett-Bällchen“ hast du da gezaubert, lieber Robby. Und ich kenne es nur zu gut, nichts mehr essen zu können. Wenn dann aber so eine Köstlichkeit auf den Tisch kommt, findet sich in meinem Bauch dann doch meist noch ein Plätzchen 😉
Liebe Grüße, Dina
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Liebe Dina!
Vielen lieben Dank. Und im Normalfall geht es mir wie dir. Nur dieses Mal waren die Augen viel größer als der Platz im Bauch!
Liebs Grüßle
Robby
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Robby, ich liebe Deinen Blog! Herzliche Grüße aus Wien
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Vielen lieben Dank!!! Das freut mich wirklich sehr. Das Kompliment kann ich auch wirklich gerne zurückgeben.
Ganz liebe Grüße
Robby
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